Auf dem Weg nach vorne

Steine statt Beine und Ärmel hochkrempeln für eine nachhaltigere Zukunft

(fm). Die Verantwortlichen desFC Viktoria Bammental 1910e.V. jammern nicht. Trotz einerfehlenden zweiten Mannschaft und trotz einer nicht vorhandenen A-Jugend, die beideeigentlich das Fundament fürdie erste Mannschaft stellensollten. Doch die Nachwuchs-kicker fehlen, um jene Mann-schaft en aufstellen zu können. Mitgliederschwund - ein Phänomen, dass längst schon keines mehr ist und jeden Vereinin die Existenzangst treibenlässt. Dabei hat der Vereinauf den ersten Blick optimaleTrainingsbedingungen. Kunstrasenplätze, Kleinrasenplätzeund irgendwann auch ein neues Vereinsheim. Also doch nur Jammern auf hohem Niveau oder steckt mehr dahinter?

"Seh ich schwarz-blau, weiß ichgenau: Das kann doch Bammental nur sein, Victoria heißt meinVerein[...] FCB Olé! FCB Olé!"(Nachzuhören auf youtube).Diese Liedzeilen der Vereinshymne wurden einst zu Oberligazeiten eingeführt. In Kooperation mit Horst Schneider fuhrman damals in die Pfalz ins Aufnahmestudio und trällerte den Song in die Mikros. Seitdem erklingt die Hymne vor jedem Heimspiel.

Dunkle Zeiten
Oberliga - das war damals inden 90ern der Höhepunkt inder über 100 Jahre alten Vereinsgeschichte. Noch heute hängen im altehrwürdigen Vereinsheim die alten Poster und Pokale und erinnern an die glorreichen alten Zeiten. Ein gewisser Hansi Flick verdiente sich bei seinem Heimatverein die ersten Sporen als Trainer. Drei Jahre hat der Verein in der Oberligabis 1998 durchgehalten. Es folgteder Absprung einiger Sponsoren und der Absturz bis in die Kreisklasse A in der Saison 2009/10. Friedbert Ohlheiser, 2. Vorsitzender des Vereins, erinnert sich an die Zeit: "Der Verein hat sich finanziell übernommen und es wurden Fehler gemacht bis die dunklen Wolken immer näher kamen und uns irgendwann eingeholt hatten. Am Tiefpunkt angekommen, hatten wir nur noch zwei Spieler im Kader stehen. So eine Situation will man nicht zweimal erleben."

Herausforderungen in der Jugendarbeit
Knapp zehn Jahre später stehen die Zeichen auf Aufschwung. Die erste Mannschaft spielt in der Landesliga erfolgreich um den Aufstieg in die Verbandsliga. Im Jugendbereich hat man alle Bereiche von den Bambinis bis hin zur B-Jugend abgedeckt. Und doch ist die Situation komplex, weil viele Jugendliche in höherem Alter abspringen und daran ist nicht immer nur die Freundin schuld. Finanzvorstand
Marc-André Waxmann kennt die Gründe: "In den unteren Jugendmannschaften sind jeweils 30 bis 40 Kinder aktiv. Zum Teil mussten wir hier schon Kinder aufgrund der Gruppengröße abweisen. Je älter die Kinder aber werden fallen pro Jahr etwa fünf davon wieder weg. Es kommen neue Interessen hinzu und natürlich trennt sich irgendwann auch die Spreu vom Weizen." An sich erst einmal nichts Neues, doch Stefan Ohlheiser sieht eine gefährliche Tendenz auf die Vereine zukommen: "Heutzutage will man flexibel sein und nicht jeder will zwei oder drei mal die Woche trainieren. Viele legen eben ihren Schwerpunkt nicht mehr auf eine Sache, sondern auf viele kleinere Aktivitäten. Das hat in den letzten fünf bis zehn Jahren sehr stark zugenommen." Was also tun, um dem Trend entgegenzuwirken?

Lösungsalternativen
Die Zusammenlegung zweier Vereine zu einer Spielgemeinschaft ist mittlerweile in den oberen Jugendmannschaften gang und gäbe. Bammental stellt gemeinsam mit Neckargemünd eine B-Jugend. Zusammenarbeit statt Rivalität lautet die Lösung. Für Vereine wie den SC Gaiberg scheint aber wohl selbst diese Maßnahme schon zu spät zu kommen. Friedbert Ohlheiser erinnert sich noch an so manche "heiß umkämpfte Partien gegen die Gaiberger", als beide Vereine noch auf Augenhöhe waren. Um das Überleben zu sichern "sei es daher unabdingbar, dass man hier im Elsenztal vereinsbürgergreifend zusammenarbeitet, damit alle profitieren können. Nur durch Jammern ändern wir nichts an der Situation. Wir müssen positiv damit umgehen und Netzwerke sowie Vertrauen aufbauen."

Dietmar Hopp Stiftung
Nachhaltig profitieren tut der Verein auch von der Dietmar Hopp Stiftung, die dem Verein neue Fußballplätze mit Flutlicht ermöglicht hat. So lässt sich selbst im Winter bei Einbruch der Dunkelheit trainieren. Da steht automatisch die Neidfrage im Raum, auf Neudeutsch sind das sogenannte "Hater". Stefan Ohlheiser hält dagegen: "Wir müssen einiges tun und Konzepte vorlegen, um die Förderung zu erhalten. Es gibt klare Kriterien, die erfüllt sein müssen, u.a. eine gute Jugendarbeit. Da haben wir sicherlich bessere Karten als ein Verein, der nur einen Sportplatz für die erste Mannschaft möchte. So gesehen bekommen wir nichts geschenkt und prinzipiell kann jeder Verein diese Förderung beantragen."

Neiddebatte
Eine gute Kommunikation mit der Stiftung bilde die Grundlage und natürlich dürfe man sich auch nicht alles gefallen lassen, ergänzt Friedbert Ohlheiser. Teilweise habe man schon bei anderen Vereinen die Erfahrung gemacht, dass die eingeladenen Gäste bei Turnieren nicht angetreten sind, weil der Träger der Veranstaltung von der Stiftung unterstützt worden ist. Daher wisse man, dass "wir uns in der jetzigen Situation auf einem schmalen Grad befinden was die Neiddebatte angeht." Ein Blick in die Nachbargemeinde Neckargemünd reicht da schon völlig aus. Hier muss Jugendtrainer Sebastian Bachmann nämlich regelmäßig vor der Partie den von Maulwurfshügel übersäten Rasen glatt machen, damit der Schiedsrichter die Partie überhaupt anpfeift.

Jeder bleibt ruhig
Bleibt noch die Frage was bei einem möglichen Aufstieg der ersten Mannschaft passieren wird? Stefan Ohlheiser: "Wir kennen die Verbandsliga von früher, daher wäre dies keine neue Situation für uns. Aber als Verein strebt man natürlich immer den maximalen Erfolg an, auch wenn die Liga qualitativ noch einmal ein anderes Pfund wäre. Ein Aufstiegsverbot gibt es definitiv nicht." Spricht und macht sich spätabends nach dem Gespräch wieder auf zum Rasenplatz und beobachtet das Training seines FC Bammental. So etwas nennt man wohl Leidenschaft.


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